"Damals
und Heute
Durch den Lauf der Zeit verändert sich natürlich
auch die Sicht auf die Vergangenheit und dabei erscheinen
objektive Wahrheiten, denen sich niemand - ob aus Ost oder
aus West - verschließen kann. Tatsache bleibt, das weder
die D – Mark noch die DDR – Zeiten wieder zurückkommen
werden.
Bei allen Unterschieden die zwischen Ost und West herrschten
– eines verband Bundes – und DDR – Bürger
in den Jahren zuvor allemal, die Reiselust. Während Wartburg,
Lada, Skoda und Trabant nach Tschechien und Ungarn rollten,
machten sich Opel, VW, Ford und Mercedes auf den Weg nach
Italien, Spanien und sogar manchmal nach Ägypten. Alle
Reiseziele erschienen exotisch und ließen die Daheimgebliebenen
staunen.
Als sich in den Achtzigern im Westen niemand mehr mit dem
Auto irgendwohin quälen musste, hatten sich bei den Ostdeutschen
weder die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge, geschweige
denn die möglichen Ziele geändert. Nur eines änderte
sich im Laufe der Jahre ganz langsam und fast unmerklich,
der Eiserne Vorhang wurde durch Solidarnosc, Glasnost und
Perestroika immer löchriger. Eine Entwicklung die für
uns Ostdeutsche kaum merklich von statten ging und niemand
hätte im Frühjahr 1989 an so eine Entwicklung geglaubt.
Für uns Motorsportler schienen sich ganz neue und wundervolle
Perspektiven zu eröffnen. Alle waren wir fest davon überzeugt,
dass es ja jetzt alles zu kaufen gibt und wir nun richtig
mitmachen können. Wir glaubten doch tatsächlich,
dass uns jetzt niemand mehr aufhalten kann und wir nun allen
richtig zeigen könnten, was wir drauf haben. Als wir
vom 8. – 19. Juni der Einladung des D.A.M.C. 05 Düsseldorf
folgten und dort einen Start, auf dem für uns bisher
unerreichbaren Nürburgring bekamen, ging für uns
die Sonne auf. Dort sahen wir sie zum ersten Mal in Natura
und beschlossen, dass die Formel 3 oder der Porsche –
Cup für uns das mindeste waren, was man in Zukunft fahren
wollte.
Als dann der Promotor (ich wusste damals gar nicht, was das
heißt) Werner Aichinger und der VW – Tuner Hartmann
aus Stuttgart, im Herbst 1990 in Dresden – Boxdorf zu
Gast bei der Sportfahrervereinigung der ex. DDR waren, begannen
wir ganz langsam zu begreifen, wo die ganze Fuhre hin gehen
sollte. Alles war möglich, alles stand uns offen, nur
bezahlen konnten wir es nicht. Da kamen bei mir böse
Erinnerungen hoch, die ich bei meinen Besuchen in Ungarn erleben
musste. Da stand ich doch vor einem Werkzeugladen in Budapest
und im Schaufenster stand eine wunderschöne kleine Mechaniker
– Drehbank. Genau das was ich zu Hause unbedingt gebraucht
hätte. Als mir aber mein Freund Gellert den Preis errechnete,
schlief mir das Gesicht ein und alle Gedanken und Ideen, wie
wir das Ding in die DDR schmuggeln könnten, waren plötzlich
verflogen.
Genau so erging es vielen von uns, die in Dresden von Herrn
Hartmann erfuhren, was denn so ein VW1600 ccm – Motor
aus dem Hause Hartmann kosten sollte. Plötzlich waren
alle die bösen Erinnerungen von damals wieder da und
ich wollte es nicht glauben. Alles was wir versuchten endete
immer wieder mit dem gleichen Ergebnis. Die wunderbare Idee
von Lutz Blütchen mit der Formel Euro und später
mit der Formel 2000 endeten im Herbst 2001 in Most kläglich
an permanenten Mangel von Geld. Danach wollten wir doch alle
nur noch retten was zu retten war und verhindern, dass unsere
Motorsportliche Geschichte der ehemaligen Ostblock –
Staaten, den berühmten Bach runter geht. Alle Versuche,
von welcher Seite aus immer vorgetragen, konnten bis jetzt
erfolgreich abgewehrt werden. Sie waren zahlreich und manchmal
taten sie auch richtig weh, vor allem wenn sie aus den eigenen
Reihen kamen und teilweise sogar unter die Gürtellinie
gingen.
Die HAIGO geht mit der Saison 2011, auch in das verflixte
siebende Jahr und hoffen wir, dass trotzdem alles unfallfrei
und zur Zufriedenheit der Teilnehmer ausgeht. Der Terminkalender
sieht so gut aus, wie in keinem der Jahre zuvor. Bei vier
Veranstaltungen, die ein FIA - Prädikat tragen, sind
wir im Rahmenprogramm dabei und schon allein diese Tatsache
macht unsere Saison hoch interessant. Wir werden bestimmt
guten Motorsport zu sehen bekommen und wir werden, wenn auch
nur am Rande, mit auf dieser internationalen Bühne zu
sehen sein. Schon der Auftritt zur Motor-Show-Essen, hat mit
gezeigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Nun
liegt es auch an der Fahrerschaft, dass dieser Trend auf der
Rennstrecke seine Fortsetzung findet. Packen wir es an, dass
verflixte Siebende Jahr und machen was draus.
Stromhardt Kraft "
(Quelle: http://www.haigo.net/haigo.html - Website der HAIGO) |